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Coach Jonas Schuller und die neue Saison

Am Sonntag starten unsere Jungs in die neue Saison. Was daran, abgesehen von Covid, alles neu wird, erfahrt ihr brandheiß im nachfolgenden Interview mit unserem Headcoach Jonas Schuller.

CORONA

1. Wie siehst du der kommenden Saison in Pandemiezeiten entgegen?

Diese Spielzeit steht natürlich unter einem ganz besonderen Stern. Durch die unterschiedlichsten Maßnahmen, die aufgrund des Virus gesetzt werden, und die sich ja beinahe wöchentlich ändern, sind wir natürlich einigen Unsicherheiten ausgesetzt, mit denen wir uns bisher nicht beschäftigen mussten. Im Endeffekt müssen wir uns wohl eingestehen, dass wir in den nächsten Monaten kaum einen Einfluss darauf haben werden, ob und in welcher Weise wir unsere Trainings und Spiele absolvieren können. Deshalb lasse ich lieber andere Personen, die sich vielleicht besser damit auskennen (…vielleicht aber auch nicht…) Propheten spielen und halte mich mit Prophezeiungen für die nächsten Monate zurück. Momentan können wir beinahe uneingeschränkt trainieren und unserer Leidenschaft nachgehen, es macht Spaß am Eis zu stehen, und das ist uns allen zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Wichtigste. Manchmal kann man eben nur Daumen drücken, abwarten und Tee trinken.

2. Was gibt es konkret in der Kabine zu beachten in dieser besonderen Zeit?

Wir versuchen natürlich die politischen Vorgaben bezüglich der Verringerung der Übertragungswahrscheinlichkeit bestmöglich umzusetzen, auch wenn ich bei manchen davon das Gefühl habe, dass sie eher aus dem Märchenland kommen, anstatt auf fundierter wissenschaftlicher Basis entwickelt worden zu sein. In jedem Fall achten wir darauf, besonders achtsam mit bestimmten Krankheitssymptomen umzugehen: Spieler, die solche zeigen, haben die strikte Anweisung, nicht zum Training oder Spiel zu erscheinen, auch wenn man unter anderen Umständen wahrscheinlich sehr wohl gekommen wäre. Dazu gibt es noch Vorsichtsmaßnahmen in der Kabine, die eine Ansteckung weniger wahrscheinlich machen sollen, beispielsweise durch regelmäßige Händedesinfektion, eigene Trinkflaschen für jeden Spieler, regelmäßiges, engmaschiges Waschen von Dressen und Ausrüstung etc. Sogar unsere Toilette wurde aus der Kabine ausgelagert, weil die blitzsaubere Reinigung und Desinfektion nach jedem Toilettengang nicht gewährleistet werden konnte. Die meiner Meinung nach wichtigsten Maßnahmen – einen gesunden Abstand zu halten und adäquate Gesichtsmasken zu tragen – sind vor allem im Bereich der Kabine eine besondere Herausforderung, doch wir tun unser Bestes, um die Gesundheit von Spielern und BetreuerInnen in jeglicher Weise aufrecht zu erhalten.

3. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft? Ist das Virus in der Kabine ein Thema?

Die Stimmung in der Mannschaft ist großartig, jeder ist glücklich darüber, aufs Eis gehen und die schwarze Scheibe umher dreschen zu dürfen – immerhin ist jedem auch bewusst, dass es sehr schnell gehen kann, dass das Spielen von einer auf die nächste Woche unter Umständen nicht mehr möglich sein wird. Vielleicht kann man dadurch alles noch ein wenig mehr genießen, das wäre natürlich ein angenehmer Nebeneffekt in diesen Zeiten.
Das Virus ist manchmal durchaus ein Thema in der Kabine, es lässt sich hier und da auch ein Anflug von Unsicherheit und Sorge wahrnehmen, aber im Großen und Ganzen denke ich, dass wir bisher ein gesundes Mittelmaß zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie in dieser eigenartigen politischen und medizinischen Situation gefunden haben.

EISHOCKEY

4. Wie bewertest du die letzte Saison? Was kann man für die kommende Saison mitnehmen/verbessern?

Ich war mit vielen Teilen der letzten Saison nicht unzufrieden, wir haben vor allem am Anfang der Saison und dann zum Großteil in den Playoffs sehr gutes Defensivverhalten gezeigt, waren kompakt und haben es dem Gegner schwer gemacht. In der wichtigen Halbfinalserie hatten wir dann leider nicht das Quäntchen Glück, das es gebraucht hätte, um einen spielerisch etwas besseren Gegner (Anmerkung: Kapfenberg) zu schlagen. Überraschend schwach war hingegen unsere Offensivabteilung, insbesondere Chancenauswertung und Powerplay waren oftmals nicht existent, daran müssen wir allen voran arbeiten. Wir haben jedoch das Glück, dass sich die Mannschaft kaum verändert hat, die Chemie in den Reihen wird immer besser, und ich bin zuversichtlich, dass wir in der kommenden Saison den Zuschauern auch den ein oder anderen offensiven Leckerbissen präsentieren können.

5. Seit 7. September steht der ATSE wieder am Eis. Wie war die bisherige Vorbereitung?

Die bisherige Vorbereitung war hervorragend, neben einem Trainingslager in Gmunden konnten wir beim Gösser-Cup in Kapfenberg drei sehr gute Testspiele austragen und einige wichtige Erkenntnisse gewinnen. Das gesamte Team ist hochmotiviert und hat Spaß am Spielen, das merkt ganz klar am Eis. Der Kader ist nun nahezu komplett, ich denke es ist alles angerichtet für einen guten Start in die neue Saison.

6. Am Sonntag beginnt die neue Saison. Was sind deine Erwartungen für die kommende Spielzeit?

Meine Erwartungen sind sehr hoch, bis auf die kleine Einschränkung der viralbedingten Unsicherheiten, die sich ergeben könnten. Wir haben in diesem Jahr eine enorme Kaderdichte, nach dem schmerzhaften Abgang von Hannes Erlacher konnten wir mit Mario Petrovitz, meinem Bruder Alban Schuller und dem jungen Torhüter Daniel Brunner noch weiter an Tiefe gewinnen. Dies könnte vor allem in dieser Saison eine wichtige Rolle spielen. Dazu haben wir noch den ein oder anderen Trainingsgast, der die Intensität und Qualität noch weiter anhebt. Außerdem kennen nun die meisten Spieler schon von Beginn der Saison an das Konzept und die verschiedenen taktischen Vorgaben, die wir umsetzen wollen. Somit können wir bereits von einer ganz anderen Basis starten als letztes Jahr. Unser Ziel ist es heuer in jedem Fall, in der Finalserie aufzulaufen, und was sich dann ergibt, wird sich zeigen.

7. Wie bewertest du das diesjährige Ligaformat?

Ich denke, dass es für Spieler und Zuschauer interessant sein wird, mehr unterschiedliche Mannschaften zu sehen als letztes Jahr. Ob der Leistungsunterschied zwischen den Mannschaften dadurch zu groß wird, wird man sehen, doch durch die Teilung nach der ersten Runde sollte auch diese Gefahr relativ gebannt sein. Mich stört ein wenig die „dreifache“ Zwischenrunde, hier hätte meiner Meinung nach durchaus eine Hin- und Rückrunde gereicht, gerade in der heurigen Saison wäre es vermutlich günstig gewesen, den ein oder anderen Termin für Verschiebungen frei zu halten. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass viele spannende, unterhaltsame Spiele auf uns zukommen werden.

PRIVAT

8. Wie hast du den Sommer verbracht?

Nachdem die Inlinehockeysaison in diesem Jahr nicht stattgefunden hat, und ich erstmals seit gefühlten Ewigkeiten weder Praktika noch andere studienbezogene Aufgaben zu erledigen hatte, habe ich in diesem Sommer außerordentlich viel Zeit in Faulenzen und Nichts-Tun investiert. Sportlich gesehen war der ein oder andere Waldlauf und ein einzelnes Squash-Match schon das höchste der Gefühle, dazu ein wenig umherwandern und Baden im kühlen Nass … mehr war da heuer nicht los.

9. Inwieweit hat dich das Coronavirus in deinem Privatleben beeinflusst?

Überraschend wenig, Gott sei Dank. Ich konnte meine Ausbildung in der Regelzeit beenden, musste mich mit keinen Verschiebungen oder gar Absagen herumschlagen wie viele andere. Selbst mit zwei wunderbaren Urlauben in Kroatien und Griechenland hatte ich Glück. Und auch alle anderen Maßnahmen, die viele Menschen leider sehr stark betroffen haben, sind bei mir glücklicherweise an meinem Leben nahezu wortlos vorbeigeschrammt.

10. Du hast dein Studium im Sommer beendet. Wie lauten die Pläne für die Zukunft?

Ab 1.Oktober starte ich mit meiner Tätigkeit im LKH in Hartberg, darauf bin ich schon sehr gespannt und freue mich schon riesig darauf. Neben den vielen Arbeits- und Autostunden und den Zeiten der Trainingsplanung und -durchführung wird sich zeigen, wieviel Zeit noch für restliche Freizeit-, Entspannungs- und Schlafaktivitäten bleibt, das könnte unter Umständen mit der Zeit natürlich schon ein wenig an meinen Kräften zehren. Doch andererseits mache ich all‘ diese Dinge mit viel Freude und bin guter Dinge, dass ich mich schnell an den Arbeits- und Freizeitstress gewöhnen werde.

11. Wie gehst du mit der Situation um, Spielertrainer zu sein? Welche Vorteile/Nachteile ergeben sich dadurch?

Manchmal ist es nicht ganz leicht, es ergibt sich natürlich die Schwierigkeit, die Übersicht zu behalten, während man sich selbst auf sein eigenes Spiel konzentrieren muss. Zusätzlich dazu gibt es lustigere Aufgaben als seinen Teamkollegen schwierige, unangenehme Entscheidungen mitzuteilen oder ihnen zu sagen, was sie meiner Meinung nach am Eis besser machen müssen – immer mit der Gefahr im Hintergrund, in der Auslage zu stehen und die gleichen Fehler als Spieler selbst zu machen. Trotzdem ist die Aufgabe des Spielertrainers für mich persönlich die Idealkombination. Ich liebe das Spielen am Eis, es würde mir sehr viel fehlen, wenn ich nur einer Trainertätigkeit nachgehen würde. Andererseits übernehme ich gerne Verantwortung, tüftle taktische Feinheiten aus und entscheide gerne selbst, was innerhalb der Mannschaft am und abseits des Eises passieren soll und was nicht. Dazu kommt, dass ich mit meinem „Co“ Rupert Strohmeier jemanden gefunden habe, der mich bei der ein oder anderen schwierigen Entscheidung und bei sportlichen sowie organisatorischen Fragen großartig unterstützt und mir rundum den Rücken freihält. Im Endeffekt steht und fällt jedoch alles mit der Motivation, der Disziplin und dem Charakter der Mannschaft. Es macht riesengroßen Spaß, mit den Jungs zu arbeiten und an einem gemeinsamen Ziel zu feilen. Würde das Team nicht wie in der jetzigen Form hinter mir stehen und mich in meiner Tätigkeit als Trainer unterstützen, wäre vieles nicht in dieser Art und Weise möglich. Dafür möchte ich mich bei meinen Teamkollegen bedanken.

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